Pfälzerwald
Exposition

Der Pfälzerwald (auch Haardtgebirge genannt) ist das größte zusammenhängende Waldgebiet in Deutschland und eine der größten zusammenhängenden europäischen Waldflächen. Bei einer Ausdehnung von über 160.000 Hektar sind mehr als 90 Prozent von Wald bedeckt. Der Pfälzerwald wird durch Gesteine des Buntsandsteins und darunter liegenden Formationen des Zechsteins aufgebaut. Verwitterung und Abtragung haben eine vielfältige Mittelgebirgslandschaft mit einem dichten, tief eingeschnittenen Talsystem und vielfältigen Bergformen entstehen lassen. Dabei bilden die harten und widerstandsfähigeren Gesteine des unteren und mittleren Buntsandsteins ein Schichtstufenrelief, dessen Stufen vor allem im Norden und Osten das Landschaftsbild prägen, während im südöstlichen Pfälzerwald eher isoliert stehende Bergformen dominieren, die durch Verebnungsflächen getrennt sind.
Der Pfälzerwald liegt in der gemäßigten Klimazone mit ausgeprägtem atlantischen Einfluss. Dabei ist die Nord-Süd-Ausrichtung des linksrheinischen Gebirges von besonderer Bedeutung. Der Pfälzerwald bildet die erste größere Barriere für aus Westen heranziehende Tiefdrucksysteme. Im westlichen und zentralen Pfälzerwald werden daher Niederschlagsmengen von 800 bis 1000 mm, in höheren Gebirgslagen sogar bis zu 1100 mm gemessen.
Nach den Temperaturverhältnissen wird der Pfälzerwald dem gemäßigt-kühlen Klimatyp zugeordnet. Die Jahresdurchschnittstemperaturen in mittleren Berglagen liegen bei 8 °C, in höchsten Lagen bei 7 °C und am Ostrand des Gebirges bei 9-11 °C. Die ozeanische Prägung wird auch in der relativ geringen Jahresschwankung der Lufttemperatur deutlich. In mittleren und höheren Lagen des Gebirges umfasst die Vegetationsperiode nur 200 bis 220 Tage.
Aus bioklimatischer Sicht kann das Klima des Pfälzerwaldes für untere und mittlere Lagen als Schonklima und für die höchsten Regionen als mäßiges Reizklima eingestuft werden. Das Gebirge zeichnet sich durch geringe thermische Belastung und hohe Luftreinheit aus, so dass ihm eine erhebliche Bedeutung als Erholungs- und Urlaubsregion zukommt.
Klimavariable | 1994 - 2023 | Änderung im Naturraum1 | Änderung in RLP |
---|---|---|---|
Jahresmitteltemperatur | 10,1 °C | + 2,0 °C | + 1,7 °C |
heiße Tage | 12 d/a | + 7 d/a | + 6 d/a |
Sommertage | 49 d/a | + 19 d/a | + 17 d/a |
Eistage | 16 d/a | - 7 d/a | - 8 d/a |
Frosttage | 70 d/a | - 17 d/a | - 16 d/a |
Sonnenscheindauer | 1753 h/a | + 8 % | + 7 % |
Niederschlag | 839 l/m² | - % | + 6 % |
ergiebiger Niederschlag (20 mm) | 5 d/a | - d/a | - d/a |
1Die Änderung bezeichnet die Differenz einer aktuellen Klimatologieperiode (1994-2023) zu der vergangenen Klimatologieperiode. Je nach Variable bezieht sich die vergangene Klimatologieperiode auf den Zeitraum 1881-1910 (Temperatur, Niederschlag) oder 1951-1980 (Kenntage, Sonnenscheindauer). Nicht signifikante Änderungen werden in der Tabelle als "-" dargestellt.
Weitere Informationen zum Klima und zum Klimawandel in der Region Siegerbergland finden Sie unter der Rubrik Klimatische Änderungen.
Sensitivität
Im 20. Jahrhundert erfasste der allgemeine Strukturwandel auch die Region des Pfälzerwaldes, die in zunehmendem Maße in übergeordnete Wirtschafts- und Verkehrssysteme integriert wurde. Aus abgelegenen Waldbauerndörfern wurden bei entsprechender Infrastruktur Gemeinden mit Dienstleistungscharakter, wobei die berufliche Tätigkeit häufig nicht vor Ort, sondern in weiter entfernten Mittel- und Oberzentren ausgeübt wird.
Wohnortnahe Industriebetriebe sind im Gebirge dagegen seltener oder wurden abgebaut, wie beispielsweise die Schuhindustrie, was vor allem in den 1980er und 1990er Jahren verstärkte Arbeitslosigkeit und Abwanderungstendenzen verursachte. Darüber hinaus schaffen die tiefgreifenden demografischen Veränderungen der letzten Jahrzehnte weitere strukturelle Probleme, von denen abgelegene Gemeinden in dünn besiedelten Gebieten aufgrund von Bevölkerungsabnahme, -überalterung und -abwanderung besonders betroffen sind.
Gleichzeitig hat der Pfälzerwald aber in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts als Erholungs- und Freizeitraum von besonderem ökologischen Rang zunehmend an Bedeutung gewonnen. Dies schlägt sich in verschiedenen touristischen Konzepten und Aktivitäten nieder, die der einheimischen Bevölkerung zusätzliche Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten eröffnen und den oben beschriebenen Strukturveränderungen entgegenwirken können.
Auf einer Fläche von rund 1620 qkm leben im Naturraum Pfälzerwald nur etwa 100.000 Menschen (ohne Kaiserslautern).
In der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel sind 14 sektorbezogene Handlungsfelder beschrieben, die bei der Anpassung an den Klimawandel von Bedeutung sind. Viele Handlungsfelder sind für alle Regionen in Rheinland-Pfalz gleichermaßen relevant. Im Folgenden werden aufgrund der oben genannten Punkte nur für Ihre Region besonders wichtige Handlungsfelder genannt:
- Wald- und Forstwirtschaft
- Tourismuswirtschaft
- Biologische Vielfalt
Anpassung
In diesem Naturraum gibt es Kommunen, die am Projekt KlimawandelAnpassungsCOACH RLP teilgenommen haben. Während der Projektlaufzeit (zwischen April 2018 und März 2021) wurden sie zum Thema Anpassung an die Folgen des Klimawandels beraten, auf ihrem Weg zur Anpassung begleitet und bei der Integration des Themas in Verwaltungsabläufe unterstützt. In insgesamt 15 Kommunen (Ortsgemeinden, Städten, Verbandsgemeinden und Landkreisen) wurden mit den Verwaltungen und externen Akteuren über Workshops und vertiefende Themengespräche Themenfelder eingegrenzt und Maßnahmenschwerpunkte gesetzt. In allen Kommunen wurde eine erhebliche Sensibilisierung für das Thema erreicht, viele Aktivitäten wurden angestoßen (beispielsweise die Einrichtung von Arbeitsgruppen) und einzelne Maßnahmen konnten sogar innerhalb der Beratungszeit schon umgesetzt werden. Projektträger war die Stiftung für Ökologie und Demokratie e.V. Das Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen unterstützte das Projekt als Kooperationspartner. Als Auftragnehmer fungierte das Büro Stadtberatung Dr. Sven Fries. Weitere Partner waren der Deutsche Wetterdienst (DWD) sowie das Landesamt für Umwelt (LfU RLP), die RLP AgroScience GmbH, die Gartenakademie des DLR Rheinpfalz und das Holzbau-Cluster RLP.
Das Coaching zur Klimawandelanpassung wurde in Annweiler Ende Juli 2018 im Rahmen einer Initialrunde mit Vertretern aus Verwaltung, Politik und Projektverantwortlichen gestartet. Nach der Erfassung und Bewertung der klimatischen Ausgangssituation (Vergangenheit, Ist-Zustand, Zukunft) und einer Betroffenheits- und Gefährdungsabschätzung in relevanten Handlungsfeldern durch den KlimawandelanpassungsCOACH erfolgte am 24.10.2018 der 1. Workshop zur Maßnahmenausarbeitung (16 Teilnehmer) in zwei jeweils 1,5-stündigen Sessions. Die erste Session beschäftigte sich mit den DAS-Handlungsfeldern Bevölkerungs- und Katastrophenschutz, Forstwirtschaft und Tourismus, die zweite Session mit den Handlungsfeldern Raumplanung, Regional- und Bauleitplanung und menschliche Gesundheit. In beiden Sessions waren sowohl Akteure aus der Verwaltung und Politik sowie Externe und Projektverantwortliche vertreten. Folgende Maßnahmenvorschläge wurden im gemeinsamen Dialog erarbeitet.
Nr. | Klimawandelanpassungsmaßnahme | Handlungsfeld |
---|---|---|
1 | „Bauen mit Holz“ – Sensibilisierung von Verwaltungsmitarbeitern und Ortsbürgermeistern zur Verwendung von (regionalem) Holz in künftigen kommunalen Bauprojekten und Beratung privater Dritter zur Verwendung von Holz als konstruktives Baumaterial | Bauwesen, Regional- und Bauleitplanung, Forstwirtschaft |
2 | Stadtklimasimulationen und Untersuchungen zur Lufthygiene | Regional- und Bauleitplanung, Bauwesen, Verkehr und Verkehrsinfrastruktur, Industrie und Gewerbe |
3 | Klimaangepasstes Bauen in kommunalen Liegenschaften (Stichwort: Hitze) | Menschliche Gesundheit, Bauwesen, Regional- und Bauleitplanung |
4 | Initiierung eines „Runden Tisches“ zum Thema Wassermanagement | Wasser, Regional- und Bauleitplanung, Landwirtschaft |
5 | Sensibilisierung zu natur- und gesundheitsgefährdenden Tier- und Pflanzenarten | Menschliche Gesundheit, Biodiversität / Naturschutz |
6 | Sensibilisierung von Einsatzkräften, Rettungsdiensten und Hausärzten zur zunehmenden Gefährdung der menschlichen Gesundheit im Klimawandel durch neue Tier- und Pflanzenarten (Ausbreitung von Vektoren für Arboviren, allergene Pflanzen und Tiere) | Gesundheit & Bevölkerungs- und Katastrophenschutz |
7 | Sensibilisierungskampagne & Monitoring zum Eichenprozessionsspinner starten | Menschliche Gesundheit, Forst-wirtschaft, Bevölkerungs- und Katastrophenschutz, Tourismus |
8 | Wald-Klima(wandel)-Lehrpfad | Tourismus, Forstwirtschaft |
9 | Klimawandel-Ausstellung im Foyer der Verbandsgemeindeverwaltung | übergeordnet |
10 | Klimaanpassungsmanagement (Institutionalisierung) / Sensibilisierung der Mitarbeiter | übergeordnet |
Im Anschluss an die Maßnahmenvorschläge erfolgte eine erste Umsetzung der Maßnahme „Bauen mit Holz – Sensibilisierung von Verwaltungsmitarbeitern und Ortsbürgermeistern“ durch die Ausrichtung einer Informationsveranstaltung (22.01.2019) zum Thema „Klimawandelangepasstes, kommunales Bauen mit Holz“ (25 Teilnehmer). Die zweistündige Veranstaltung richtete sich an Verwaltungsmitarbeiter, politische Entscheidungsträger und Mandatsträger aus den Ortsgemeinden der VG Annweiler am Trifels und hatte die Möglichkeiten des Einsatzes von Holz als Baustoff in kommunalen Liegenschaften als thematischen Schwerpunkt.
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Das Coaching zur Klimawandelanpassung wurde im Landkreis Südliche Weinstraße im Mai 2018 im Rahmen eines Auftaktgesprächs mit Vertretern aus Politik, Verwaltung und Projektverantwortlichen gestartet. Am 26.07.2018 folgte eine Vorstellung auf der Fachbereichsleitersitzung. Nach der Erfassung und Bewertung der klimatischen Ausgangssituation (Vergangenheit, Ist-Zustand, Zukunft) und einer Betroffenheits- und Gefährdungsabschätzung (Vulnerabilitätsanalyse) durch den KlimawandelanpassungsCOACH erfolgte am 28.09.2018 der 1. Workshop zur Klimawandelanpassung (21 Teilnehmer). Der Workshop wurde in 3 Sessions aufgeteilt. Die erste Session beinhaltete die DAS-Handlungsfelder Menschliche Gesundheit, Senioren und Kitas. Die zweite Session behandelte die Themenfelder Landwirtschaft und Weinbau, Forstwirtschaft, Umwelt, Boden, Planen und Bauwesen sowie Tourismus. Die dritte Session wurde in den Handlungsfeldern Bevölkerungs- und Katastrophenschutz, Energie, Verkehr und Versicherung abgehalten. Als Teilnehmer waren Akteure aus der Verwaltung, Politik und Projektverantwortliche vertreten. Folgende Maßnahmenvorschläge zur Klimaanpassung wurden im gemeinsamen Dialog erarbeitet.
- Klimaanpassungsmanagement (Institutionalisierung) / Sensibilisierung der Mitarbeiter
- Entwicklung einer Kreis-App mit Hintergründen zum Klimawandel und wichtigen klimawandelrelevanten Themen für den Bürger
- Klimawandel-Ausstellung im Foyer der Kreisverwaltung
- Erstellung eines Gründachkatasters zur Beschreibung der Dachbegrünungspotentiale öffentlicher und privater Gebäude im Landkreis
- Ausweisung eines Klimawandel-Schattenweges
- Informationsveranstaltungen für Winzer zu Begrünungsmaßnahmen im Weinbau zur bzw. nach der Weinlese
- Ausbildung Flugbeobachter für Einsatzunterstützung reaktivieren
- Bildung interkommunaler Unterstützungseinheiten
- Aufstellen überörtlicher Waldbrandeinheiten
- Sensibilisierung von Einsatzkräften,Rettungsdiensten und Hausärzten zur zunehmenden Gefährdung der menschlichen Gesundheit im Klimawandel durch neue Tier- und Pflanzenarten (Ausbreitung von Vektoren für Arboviren, allergene Pflanzen und Tiere)
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Das Coaching zur Klimawandelanpassung wurde in der Verbandsgemeinde Leiningerland im Juni 2018 im Rahmen einer Initialrunde mit Vertretern aus Verwaltung, Politik und Projektverantwortlichen gestartet. Am 25.10.2018 folgte eine weitere Vorstellung des Projektes im Zuge einer Verbandsgemeinderatsitzung. Nach der Erfassung und Bewertung der klimatischen Ausgangsposition (Vergangenheit, Ist-Zustand, Zukunft) und einer Betroffenheits- und Gefährdungsabschätzung (Vulnerabilitätsanalyse) durch den KlimawandelanpassungsCOACH erfolgte am 15.11.2018 der 1. Workshop zur Ausarbeitung von Klimaanpassungsmaßnahmen. Der Workshop beschäftigte sich mit den DAS-Handlungsfeldern Forst- und Landwirtschaft, Biodiversität, menschliche Gesundheit, Bauleitplanung, Bauwesen, Boden, Bevölkerungs- und Katastrophenschutz und Tourismus. Es wurde ein MIND-Mapping mit anschließender Clusterung und Priorisierung der Anpassungsmaßnahmen durchgeführt. Als Teilnehmer waren Akteure aus der Verwaltung, Gemeinderat, Politik sowie Externe und Projektverantwortliche vertreten. Folgende Maßnahmenvorschläge zur Klimaanpassung wurden im gemeinsamen Dialog erarbeitet:
1 | Klimaanpassungsmanagement (Institutionalisierung) / Sensibilisierung der Mitarbeiter |
2 | Integration der Klimaanpassung in die Bauleitplanung |
3 | Klimaangepasstes, nachhaltiges Bauen in kommunalen Liegenschaften (Stichwort: Hitze) |
4 | Initiierung eines „Runden Tisches“ zum Thema Wassermanagement |
5 | Sensibilisierungskampagne zu naturnaher Grünraum- und Gartengestaltung |
6 | Ausbau der Öffentlichkeitsarbeit in Umweltthemen / Klimaanpassung |
7 | Bewerbung eines nachhaltigen, hochwasservorbeugenden Wegebaus – gute Beispiele aus dem Forst |
8 | Wald-Klima(wandel)-Lehrpfad |
9 | Schaffung von Anreizen für nachhaltiges, energieeffizientes, ökologisches Bauen (bspw. Fördermöglichkeiten, Punkte-Bonusprogramme) |
10 | Bewerbung des neuen Waldbrandkonzeptes als Best-Practice-Beispiel |
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