Rheinhessen

Exposition

Die Abbildung zeigt eine Karte von Rheinland-Pfalz, auf welcher die Grenzen der Naturräume eingezeichnet sind. Der Naturraum Rheinhessen, welcher sich im Osten des Bundeslandes befindet, wurde gelb markiert, während der Rest der Karte grau ist.

Rheinhessen wird im Norden und Osten vom Rhein, im Westen ungefähr von Nahe und Alsenz begrenzt. Die Gesteine im Untergrund stammen überwiegend aus dem Tertiär. Zu dieser Zeit war das Gebiet des heutigen Rheinhessen von einem Meer bedeckt. Im frühen Tertiär wurden hier vor allem Tone und Sande abgelagert, später Kalke, die heute noch im nördlichen Teil Rheinhessens den Anstieg zum Rheinhessischen Hügelland markieren. Rheinhessen verfügt vornehmlich über fruchtbare Lössböden, aber auch Mergel mit großem Lehmanteil. Rheinhessen ist wegen der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung das am geringsten bewaldete Gebiet in ganz Deutschland. Der nördlichste Abschnitt der Region zwischen Nackenheim und Ingelheim umfasst den sogenannten „Inselrhein“. Eine Besonderheit dieses Naturraums sind die großflächigen Dünensandgebiete mit Trockenvegetation. Im Nordwesten des Naturraums schiebt sich das Untere Nahehügelland zwischen Hunsrück und Nordpfälzer Bergland. Im Westen schließt die Untere Naheebene als weitgespannte Ebene an und vermittelt zum Rheinhessischen Tafel- und Hügelland. Beide Gebiete sind im Kern ebenfalls altbesiedeltes Kulturland und überwiegend durch Landwirtschaft und Weinbau geprägt. 

(Quelle: Naturschutz Rheinland-Pfalz: Großlandschaft 22/23)

Durch seine geschützte Lage gehört Rheinhessen zu den wärmsten und trockensten Gebieten Deutschlands, was den Wein- und Obstanbau begünstigt. Die durchschnittliche Sonnenscheindauer beträgt in Rheinhessen etwa 1600 Stunden, die Vegetationszeit etwa 240 Tage. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt zwischen 8,6 und 10,6 °C.  Die mittlere Niederschlagsmenge zwischen 470 und 730 mm.

Die Abbildung zeigt ein Klimadiagramm für die Periode 1971 bis 2000 für die Klimastation Alzey, welche sich auf 215 m befindet. Erkennbar sind die Jahresverläufe der Temperatur und der Niederschlagssumme. Es handelt sich in allen Monaten um humides Klima. Die Temperatur ist mit etwa 2 °C im Januar am niedrigsten und erreicht Juli und August bei etwa 18 °C ihr Maximum. Die Niederschlagssumme ist im Januar und Februar am geringsten und im Mai, Juni und Juli am höchsten. Die mittlere Jahrestemperatur liegt bei 9,7 °C, während die Jahressumme der Niederschläge 565 mm beträgt.
Klimadiagramm für die Periode 1971 bis 2000 und die Station Alzey

Klimavariable1994 - 2023Änderung im Naturraum1Änderung in RLP
Jahresmitteltemperatur10,8     °C+ 1,8      °C+ 1,7    °C
heiße Tage15        d/a+ 8         d/a+ 6       d/a
Sommertage57        d/a+ 20       d/a+ 17     d/a
Eistage10        d/a- 7          d/a- 8        d/a
Frosttage60        d/a- 14        d/a- 16      d/a
Sonnenscheindauer1717    h/a+ 8         %+ 7       %
Niederschlag567      l/m²-             %+ 6       %
ergiebiger Niederschlag
(20 mm)
3          d/a-             d/a-           d/a

1Die Änderung bezeichnet die Differenz einer aktuellen Klimatologieperiode (1994-2023) zu der vergangenen Klimatologieperiode. Je nach Variable bezieht sich die vergangene Klimatologieperiode auf den Zeitraum 1881-1910 (Temperatur, Niederschlag) oder 1951-1980 (Kenntage, Sonnenscheindauer). Nicht signifikante Änderungen werden in der Tabelle als "-" dargestellt.

Weitere Informationen zum Klima und zum Klimawandel in der Region Siegerbergland finden Sie unter der Rubrik Klimatische Änderungen.

 

Sensitivität

Die Region ist Teil des wirtschaftlich bedeutenden Rhein-Main-Gebiets. Viele Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen haben daher einen Standort in der Region. Eine besondere Bedeutung hat der Dienstleistungssektor. Auch die Bau- und Immobilien-Wirtschaft hat einen hohen Anteil an der regionalen Bruttowertschöpfung. Der Logistikbereich ist besonders durch den Flughafen Frankfurt am Main und die zentrale Anbindung an das Autobahn- und Eisenbahnnetz stark begünstigt. Die Landeshauptstadt Mainz ist ein bedeutender Wissenschaftsstandort und Sitz von vielen Landesbehörden. Rheinhessen ist mit über 26.000 Hektar Rebfläche das größte Weinbaugebiet in Deutschland. Daneben werden vor allem Zuckerrüben, aber auch Obst (hauptsächlich Äpfel), Spargel, Sonnenblumen, Getreide, Mais und Raps angebaut.

Insgesamt 640.000 Menschen leben in Rheinhessen auf einer Fläche von circa 1.500 qkm. Die größte Stadt ist die Landeshauptstadt Mainz mit über 200.000 Einwohnern.

Die Abbildung zeigt eine Karte des Naturraums Rheinhessen, auf der die Positionen der Wetterstationen Alzey, Bad Kreuznach und Mainz-Lerchenberg mit roten Punkten markiert sind. Die Landnutzungen Siedlungen, Ackerflächen, Grünland, Weinbau, Laubwälder, Nadelwälder, Mischwälder, Gewässer und Feuchtgebiete werden auf der Karte durch unterschiedliche Farben gekennzeichnet. Vorherrschende Landnutzungen sind Ackerland (54,3 %), Weinbau (20,4 %) und Siedlungen (11,9 %). Alle Waldnutzungen machen zusammen nur 3,4 % aus.
Landnutzung im Naturraum Rheinhessen
LandnutzungFlächeAnteil
Ackerland84.730    ha54,3   %
Grünland8.558      ha5,5     %
Weinbau31.878    ha20,4   %
Obstbau3.524      ha2,1     %
Laubwald3.433      ha2,2     %
Nadelwald613         ha0,4     %
Mischwald1.220      ha0,8     %
Siedlung18.488    ha11,9   %

In der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel sind 14 sektorbezogene Handlungsfelder beschrieben, die bei der Anpassung an den Klimawandel von Bedeutung sind. Viele Handlungsfelder sind für alle Regionen in Rheinland-Pfalz gleichermaßen relevant. Im Folgenden werden aufgrund der oben genannten Punkte nur für Ihre Region besonders wichtige Handlungsfelder genannt:

In Trebur (Hessen) wurden im Jahr 2012 verschiedene Anopheles-Mückenarten nachgewiesen: Anopheles maculipennis, An. messeae und An. daciae (Kronefeld et al., Parasites & Vectors 2012, 5: 250, doi: 10.1186/1756-3305-5-250). Diese Mücken können Überträger verschiedener Krankheiten sein. Neben der Übertragung der Malaria-Erreger (Plasmodien) können sie auch Wirte verschiedener Viren sein, zum Beispiel West-Nil-, Sindbis- oder Batai-Virus. Anopheles-Mücken sind auch bekannte Überträger von Hundekrankheiten durch Fadenwürmer der Gattung Dirofilaria (D. immitis, D. repens). In Eggenstein-Leopoldshafen wurde D. repens in der Mückenart Anopheles daciae nachgewiesen (Kronefeld et al., Parasites & Vectors 2014, 7:30). Der Klimawandel kann die Entwicklungsbedingungen für Mückenlarven durch die Zunahme von Starkregenereignissen mit nachfolgend warm-trockenem Wetter verbessern. Die Verbreitung der Krankheitserreger ist jedoch maßgeblich durch die Wirte bestimmt, daher hat der Klimawandel hier vermutlich keinen Einfluss.

Anpassung

In diesem Naturraum gibt es Kommunen, die am Projekt KlimawandelAnpassungsCOACH RLP teilgenommen haben. Während der Projektlaufzeit (zwischen April 2018 und März 2021) wurden sie zum Thema Anpassung an die Folgen des Klimawandels beraten, auf ihrem Weg zur Anpassung begleitet und bei der Integration des Themas in Verwaltungsabläufe unterstützt. In insgesamt 15 Kommunen (Ortsgemeinden, Städten, Verbandsgemeinden und Landkreisen) wurden mit den Verwaltungen und externen Akteuren über Workshops und vertiefende Themengespräche Themenfelder eingegrenzt und Maßnahmenschwerpunkte gesetzt. In allen Kommunen wurde eine erhebliche Sensibilisierung für das Thema erreicht, viele Aktivitäten wurden angestoßen (beispielsweise die Einrichtung von Arbeitsgruppen) und einzelne Maßnahmen konnten sogar innerhalb der Beratungszeit schon umgesetzt werden. Projektträger war die Stiftung für Ökologie und Demokratie e.V. Das Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen unterstützte das Projekt als Kooperationspartner. Als Auftragnehmer fungierte das Büro Stadtberatung Dr. Sven Fries. Weitere Partner waren der Deutsche Wetterdienst (DWD) sowie das Landesamt für Umwelt (LfU RLP), die RLP AgroScience GmbH, die Gartenakademie des DLR Rheinpfalz und das Holzbau-Cluster RLP.

Das Coaching zur Klimawandelanpassung wurde in der Verbandsgemeinde Wörrstadt offiziell Anfang April 2020 gestartet und endete Ende Januar 2021. Während des Coaching-Zeitraums wurden zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen rund um das Thema Anpassung an Klimawandelfolgen im Raum Wörrstadt durchgeführt. Aufgrund von Covid-19 wurde die Auftaktveranstaltung in den Mai gelegt und fand als Onlineveranstaltung am 28.05.2020 statt. Die Veranstaltung diente zu einer ersten Sensibilisierung von Verwaltung und Politik zu Fragen des Klimawandels und war als Austausch- und Kennlernplattform angelegt. Um das Thema über die Verwaltungsgrenzen hinaus zu kommunizieren wurde am 30.06.2020 ein Pressegespräch in der Gemeindeverwaltung einberufen, zu welchem lokale Pressevertreter eingeladen wurden.

Ein Schwerpunkt des Coachings bildete die Integration der Klimawandelanpassung in Planungsprozesse (Bauleitplanung). Hierzu wurde am 26.08.2020 ein verwaltungsinterner Workshop durchgeführt. Der Workshop fokussierte die Möglichkeiten einer klimagerechten Stadtentwicklung unter Berücksichtigung der Themenschwerpunkte Hitze- und Starkregenvorsorge. Den Teilnehmern wurden Festsetzungsmöglichkeiten in Bebauungsplänen kommuniziert sowie kommunale Best-Practice-Beispiele aufgezeigt. Die Schwerpunkte beinhalteten die Themenfelder: Kalt- und Frischluftzufuhr, Gebäudegrün (z.B. Dach- und Fassadenbegrünung), Stadtgrün (z.B. Stadtbäume), Entsiegelung im öffentlichen und privaten Raum sowie die dezentrale Regenwasserbewirtschaftung, Regenwasserspeicherung und der Schutz vor Starkregenfolgen. Die Workshop-Ergebnisse wurden einem breiten Publikum im Zuge der Bürgermeisterdienstbesprechung am 07.09.2020 präsentiert. Als Mitmachaktion wurde am 22.07.2020 die Umwandlung eines privaten Schottergartens in einen klimafreundlichen Naturgarten umgesetzt, an welcher sich u.a. Verwaltungsmitarbeiter der VG aktiv beteiligten.

Folgende Maßnahmen zur Klimawandelanpassung wurden aus dem Workshop (26.08.2020) entwickelt:

  • Erstellung eines Leitbildes zur Klimawandelanpassung mit Leitzielen
  • Erstellung eines klimaangepassten Muster-B-Plans zur Vorblendung/Orientierung an die VG-ansässigen Ortsgemeinden
  • Entwicklung eines Bürgerheftchens als Informationsbroschüre
  • Finanzierung und Unterstützung privater Vorgartenrenaturierungen
  • Ausbau der Öffentlichkeitsarbeit
  • Sensibilisierung zu klimaangepasstem Bauen

Weitere Informationen finden Sie hier.

Das Coaching zur Klimawandelanpassung wurde in der Verbandsgemeinde Leiningerland im Juni 2018 im Rahmen einer Initialrunde mit Vertretern aus Verwaltung, Politik und Projektverantwortlichen gestartet. Am 25.10.2018 folgte eine weitere Vorstellung des Projektes im Zuge einer Verbandsgemeinderatsitzung. Nach der Erfassung und Bewertung der klimatischen Ausgangsposition (Vergangenheit, Ist-Zustand, Zukunft) und einer Betroffenheits- und Gefährdungsabschätzung (Vulnerabilitätsanalyse) durch den KlimawandelanpassungsCOACH erfolgte am 15.11.2018 der 1. Workshop zur Ausarbeitung von Klimaanpassungsmaßnahmen. Der Workshop beschäftigte sich mit den DAS-Handlungsfeldern Forst- und Landwirtschaft, Biodiversität, menschliche Gesundheit, Bauleitplanung, Bauwesen, Boden, Bevölkerungs- und Katastrophenschutz und Tourismus. Es wurde ein MIND-Mapping mit anschließender Clusterung und Priorisierung der Anpassungsmaßnahmen durchgeführt. Als Teilnehmer waren Akteure aus der Verwaltung, Gemeinderat, Politik sowie Externe und Projektverantwortliche vertreten. Folgende Maßnahmenvorschläge zur Klimaanpassung wurden im gemeinsamen Dialog erarbeitet:

 

1Klimaanpassungsmanagement (Institutionalisierung) / Sensibilisierung der Mitarbeiter
2Integration der Klimaanpassung in die Bauleitplanung 
3Klimaangepasstes, nachhaltiges Bauen in kommunalen Liegenschaften (Stichwort: Hitze)
4Initiierung eines „Runden Tisches“ zum Thema Wassermanagement
5Sensibilisierungskampagne zu naturnaher Grünraum- und Gartengestaltung
6Ausbau der Öffentlichkeitsarbeit in Umweltthemen / Klimaanpassung
7Bewerbung eines nachhaltigen, hochwasservorbeugenden Wegebaus – gute Beispiele aus dem Forst
8Wald-Klima(wandel)-Lehrpfad
9Schaffung von Anreizen für nachhaltiges, energieeffizientes, ökologisches Bauen (bspw. Fördermöglichkeiten, Punkte-Bonusprogramme)
10Bewerbung des neuen Waldbrandkonzeptes als Best-Practice Beispiel

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