Der Eichenprozessionsspinner
Der Eichenprozessionsspinner (EPS) ist ein wärmeliebender Nachtfalter, dessen Raupen einerseits Bäume (vorwiegend Eichen) schädigen können, andererseits ein erhebliches Gesundheitsrisiko bergen: Die Haare der Raupen können schwere Hautreaktionen und Atemprobleme bei Mensch und Tier verursachen. Allerdings besitzen die ersten beiden Larvenstadien keine Brennhaare. Daher ist die Gefährdung erst ab dem dritten Stadium gegeben. Die Raupen schlüpfen meist Ende April/Anfang Mai. Sie bilden nestartige Ansammlungen aus Blättern und Zweigen, in denen sie sich tagsüber aufhalten. Abends wandern sie in Form der namensgebenden Prozession zum Fressen in die Eichenkronen.
Obwohl das Hauptverbreitungsgebiet des Falters in Südeuropa liegt, wurden vereinzelte Vorkommen bereits im 19. Jahrhundert in der Rheinebene notiert, Massenvorkommen waren aber selten. Deutschlandweit beobachtet man in den letzten Jahren jedoch eine zunehmende Ausbreitung in Richtung Norden. Eine Erfassung der Vorkommen in Rheinland-Pfalz in 2017 ergab, dass mit Ausnahme der nördlichsten Landkreise von Bitburg-Prüm bis Altenkirchen alle Landkreise betroffen waren. Die Raupen kommen dabei auch in Siedlungsgebieten vor, wo ihre Anwesenheit eine hohe Gefährdung für die Bevölkerung bedeutet.
Im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald wird die Entwicklung der Raupen mit Hilfe von Kontrollflächen überwacht. Darüber hinaus wird modellgestützt auf Basis der aktuellen Witterung eine Prognose der Entwicklung für die jeweilige Folgewoche herausgegeben. Die Prognose umfasst das Gebiet von Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. Auf Basis dieser Analysen werden regelmäßig Informationen über den aktuellen Stand der Entwicklungsstadien und empfohlener Maßnahmen herausgegeben.
In den Niederlanden wurde ein Leitfaden zur Eindämmung des EPS entwickelt, 2013 wurde er aktualisiert veröffentlicht. Das Umweltbundesamt stellt ihn in deutscher Übersetzung zur Verfügung.
Die Auswirkungen des Klimawandels sind vielvältig
Die zunehmende Erwärmung durch den Klimawandel wird als Grund für die Ausbreitung des Falters angenommen. Da die Larvalentwicklung (Raupenstadien) von warm-trockenem Klima profitiert, ist der Klimawandel als Faktor für eine höhere Bestandsdichte nicht auszuschließen. Jedoch sind die Einflüsse des Klimawandels auf die Art vielfältig und komplex. Extremereignisse (Tornado, Sturm, Hagel, Starkregen) können sich negativ auf den Falterflug auswirken, jedoch umfasst die Lebenszeit der adulten Falter nur eine sehr kurze Zeitspanne von wenigen Tagen. Die Schlupfzeit ist vermutlich temperaturgesteuert. Verschiebt sich der Eichenblattaustrieb nicht im gleichen Maße wie der Raupenschlupf, können die Raupen verhungern. Bei Spätfrostereignissen ist ein Erfrieren möglich. Heftige Regengüsse und Winde im August können das Abreißen von Nestern und Verfaulen zur Folge haben. Weiterhin kann sich gegebenenfalls eine veränderte Prädatorendichte (z. B. Pilze, Viren, Schlupfwespen, Raupenfliegen, Vögel, Fledermäuse) auf die Population der Eichenprozessionsspinner auswirken.
- Sobczyk, T. (2014): Der Eichenprozessionsspinner in Deutschland. Historie – Biologie – Gefahren – Bekämpfung. BfN-Skripten 365
- Klapwijk, M.; Csóka, G.; Hirka; A.; Björkman, C. (2013) Forest insects and climate change: long-term trends in herbivore damage. Ecol. Evol. 3 (12):4183-4196
- Feicht, E. & Weber, M. (2012): Verbreitung und Populationsdynamik des Eichenprozessionsspinners. LWF aktuell 88-12
- Leitfaden zur Eindämmung (pdf) | Niederländische Behörde für Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz
- FAQ (pdf) | Umweltbundesamt
- Aktuelle Hinweise zur Entwicklung | Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg
- Eichenprozessionsspinner | Landesforsten Rheinland-Pfalz
- Merkblatt zum Eichenprozessionsspinner (pdf) | Bayerische Forstverwaltung
- Tipps zur Allergievermeidung für Kommunen | BZgA - Klima - Mensch - Gesundheit
- Aktuelles zum Eichenprozessionsspinner in Süddeutschland |waldwissen.net