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Starkregen
In Deutschland sind Starkniederschläge nach den Warnstufen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) als Niederschläge definiert, bei denen innerhalb einer Stunde mehr als 15 mm Niederschlag oder binnen 6 Stunden mehr als 20 mm Niederschlag fallen. Bei Andauern über 12 Stunden wird von Dauerregen bzw. ergiebigem Dauerregen gesprochen. Starkniederschläge machen einen Großteil der warnwürdigen Niederschlagsereignisse aus und treten meist in den Sommermonaten in Form von Schauern oder Gewittern, sogenannten konvektiven Niederschlägen, auf. Starkniederschläge können unabhängig von der Orographie überall in Deutschland auftreten. Ob sie zu einer Sturzflut mit entsprechenden Folgen führen, ist aber von den lokalen Gegebenheiten, wie Topographie, Versiegelung, Vorfeuchte etc. abhängig. Schadensträchtige Niederschlagsereignisse können auch eine Mischform aus ergiebigem Dauerregen, der auf größere räumliche Gebiete fällt, und darin eingebetteten konvektiven Starkregenzellen, mit kleinräumigen Extremen sein. Die Niederschläge, die zur Ahrtal Flut führten, waren beispielsweise von dieser Mischform. Da wärmere Luft mehr Wasserdampf aufnehmen kann, ist bei den durch den Klimawandel bedingten steigenden Temperaturen auch eine Zunahme der Intensität von Starkregenereignissen wahrscheinlich. Warum das so ist, wird in folgendem Video erklärt.
Starkregen tritt überall auf

Auf Grundlage der seit 2001 flächendeckend vorliegenden Radardaten stellt der Deutsche Wetterdienst die Überschreitungshäufigkeiten verschiedener Warnstufen dar. Für die Gesamtzahl der Starkniederschlagsereignisse der Stufe 2 (markantes Wetter, linke Karte) ist noch ein Zusammenhang mit der Topographie erkennbar. So treten z.B. vermehrt Starkniederschläge im Hunsrück auf. Im Übergang zu extremen Ereignissen (Stufe 3, Unwetter und Stufe 4, extremes Unwetter) verliert die Topographie an Einfluss (mittlere und rechte Karte). Das bedeutet, dass potenziell jeder Ort von einem extremen Ereignis getroffen werden kann.
Große Jahr zu Jahr Variabilität
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Die zeitliche Variabilität ist bei Starkregenereignissen sehr groß. In manchen Jahren treten in ganz Rheinland-Pfalz weniger als 30 Ereignisse der Warnstufe 3 und mehr auf, in anderen Jahren sind es über 150. Besonders viele Starkregenereignisse sind in Rheinland-Pfalz mit fast 150 Ereignissen 2006 und mit fast 180 Ereignissen 2018 beobachtet worden. Deutlich wird auch, dass Starkregenereignisse besonders in den Sommermonaten auftreten (roter Anteil der Balken). Die Kürze der Radarzeitreihe lässt es noch nicht zu, daraus einen Trend abzuleiten.
Projektionen zeigen Zunahme der Starkregenintensität
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Aussagen über die zukünftige Entwicklung von Starkregenereignissen können von heutigen regionalen Klimamodellen nicht gut getroffen werden, da deren Auflösung nicht ausreicht um kleinräumige konvektive Niederschlagsereignisse darzustellen. Daher wurde in dem Projekt KLIWA ein konvektionserlaubendes Ensemble (Sammlung mehrerer Modellläufe) verwendet, um die zukünftige Entwicklung von Starkregenereignissen zu untersuchen. Deren Auswertung zeigt, dass gegen Ende dieses Jahrhunderts (2071-2100) im Vergleich zum Ende des letzten Jahrhunderts (1971-2000) Starkregenereignisse häufiger auftreten und insbesondere intensiver werden. Dieser Anstieg findet sich in allen untersuchten Dauerstufen, also auch im Dauerregenbereich. Während der Anteil des Starkregens an der Niederschlagssumme im Sommer steigt, nehmen nach den Klimaprojektionen die sommerlichen Niederschläge insgesamt jedoch ab.
Die Abbildung zeigt nun diese Änderung der Starkregenintensität im meteorologischen Sommer. Hierbei wurden Starkniederschläge als 99.99 Perzentil zwischen 1971 und 2000 definiert. Jede Karte zeigt ein Mitglied des Ensembles (einen Modelllauf). Werte der Intensitätsänderung sind dabei über die Naturräume gemittelt. Nur in einem Naturraum und in einem Ensemblemitglied wird eine Abnahme der Niederschlagsintensität gezeigt. Alle anderen Naturräume und Ensemblemitglieder zeigen eine relative Zunahme zwischen 5 % und 45 % der Starkniederschläge. Regionale Unterschiede zwischen den Naturräumen variieren stark von Ensemblemitglied zu Ensemblemitglied und lassen demnach keine Aussage zu. In den nächsten Jahren werden mehr konvektionserlaubende Klimaprojektionen für die Zukunft verfügbar sein, so dass die Aussagen über die möglichen Entwicklungen von Starkregenereignissen immer belastbarer werden.
- K. E. Trenberth, A. Dai, R. M. Rasmussen und D. B. Parsons, „The Changing Character of Precipitation,“ Bulletin of the American Meteorological Society, Bd. 84, p. 1205–1218, September 2003.
- T. Winterrath, C. Brendel, M. Hafer, T. Junghänel, A. Klameth, K. Lengfeld, E. Walawender, E. Weigl und A. Becker, Radar climatology (RADKLIM) version 2017.002; gridded precipitation data for Germany, Deutscher Wetterdienst (DWD), 2018.
- J. S. Tradowsky, S. Y. Philip, F. Kreienkamp, S. F. Kew, P. Lorenz, J. Arrighi, T. Bettmann, S. Caluwaerts, S. C. Chan, L. De Cruz, H. de Vries, N. Demuth, A. Ferrone, E. M. Fischer, H. J. Fowler, K. Goergen, D. Heinrich, Y. Henrichs, F. Kaspar, G. Lenderink, E. Nilson, F. E. L. Otto, F. Ragone, S. I. Seneviratne, R. K. Singh, A. Skålevåg, P. Termonia, L. Thalheimer, M. van Aalst, J. Van den Bergh, H. Van de Vyver, S. Vannitsem, G. J. van Oldenborgh, B. Van Schaeybroeck, R. Vautard, D. Vonk und N. Wanders, „Attribution of the heavy rainfall events leading to severe flooding in Western Europe during July 2021,“ Climatic Change, Bd. 176, June 2023.
- KLIWA, „Zukünftige Entwicklung von Starkregen,“ Karlsruhe, 2024.
Bodenerosion
Starkregenereignisse haben einen starken Einfluss auf den Abtrag von Bodenmaterial.
Starkregen
In KLIWA (Klimaveränderung und Wasserwirtschaft) werden Starkregenereignisse mit konvektionserlaubenden Projektionen untersucht.
Starkregenportal
Informationen zu vergangenen Ereignissen und geeigneten Vorsorge-Maßnahmen der Bund-/Länder- Arbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA).
Sturzflutgefahr
Welche Regionen in Rheinland-Pfalz sind bei Starkregen besonders gefährdet? (LfU RLP)