Der gemeine Holzbock

Zecken

In Rheinland-Pfalz ist der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) die häufigste Zeckenart und über das gesamte Land verbreitet. Es gibt aber auch weitere, zum Teil neue wärmeliebende Arten in geringerer Verbreitung, wie beispielsweise die Igelzecke (Ixodes hexagonus), die Schafzecke (Dermacentor marginatus), die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) und Hyalomma-Zecken (Hyalomma marginatum, H. rufipes). Alle Arten können gefährliche Krankheiten übertragen, somit stellen sie für Mensch und Tier eine Gefährdung dar. Dabei können i. d. R. sowohl Larven, Nymphen als auch die erwachsenen Tiere Krankheitserreger übertragen.

Einfluss des Klimawandels ist vielschichtig

Zecken sind von ihrer Umgebungstemperatur und der Feuchtigkeit abhängig. Beispielsweise wird der Gemeine Holzbock erst bei Temperaturn über 5-6 °C aktiv und oberhalb von ca. 30 °C geht die Aktivität insbesondere bei großer Trockenheit zurück. Somit kann der Klimawandel einen erheblichen Einfluss auf die Populationsdichte von Zecken ausüben. Allerdings ist derzeit noch nicht abschließend einzuschätzen, in wie weit die Gefährdung zunehmen wird.

Übersicht über mögliche Folgen des Klimawandels auf die Zeckendichte und ihre Verteilung
Positiv für die ZeckeNegativ für die Zecke

Zecken sind zunehmend ganzjährig aktiv infolge milderer Winter und mehr Tagen über 6 °C für Aktivitätsbeginn (s. Abbildung rechts). Wärmeliebende Zeckenarten siedeln sich an und breiten sich aus.

Im Sommer ist von einer sinkenden Aktivität aufgrund von mehr Sommer- bzw. Hitzetagen und häufigeren Trockenperioden auszugehen.

Wirtstierpopulationen steigen an (z. B. häufigere Massenvermehrung von Mäusen).Natürliche Gegenspieler wie Ameisen, Spinnen oder parasitische Wespenarten könnten von höheren Temperaturen profitieren.
Frühjahrs- und Herbstgipfel der Zeckenaktivität sind durch höhere Temperaturen stärker ausgeprägt (bimodaler Rhythmus).Milde und feuchte Winter fördern das Wachstum von Bodenpilzen. Zecken, die am Boden überwintern, sowie ihre Eier könnten daher von stärkerem Pilzbefall betroffen sein.

 

Das Balkendiagramm zeigt die Entwicklung der Zeckenaktivtage (Tage mit maximalen Temperaturen über 6 °C) pro Winter von 1950 bis 2023. Die klimatische Änderung der letzten und ersten 30 Jahresperiode beträgt  +10 Tage von im Mittel 36 Tagen auf 46 Tage pro Winter. Die roten und blauen Balken zeigen die 10% wärmsten und kältesten Jahre des Zeitraums.  An Hand der schwarzen geglätteten Kurve ist besonders die starke Zunahme der letzten Jahre ersichtlich.
Entwicklung der Zeckenaktivtage in Rheinland-Pfalz
Das Balkendiagramm zeigt die Entwicklung der heißen Tage (Tage mit Temperaturen über 30 °C) pro Jahr von  1951 bis 2023. Die klimatische Änderung der letzten und ersten 30 Jahre beträgt  +6 Tage von im Mittel 5 Tagen auf 11 Tage pro Jahr. Die roten und blauen Balken zeigen die 10% wärmsten und kältesten Jahre des Zeitraums.  An Hand der schwarzen geglätteten Kurve ist besonders die starke Zunahme der letzten Jahre ersichtlich.
Entwicklung der Sommertage in Rheinland-Pfalz

Korrelation Zeckendichte und Erregerdichte weiterhin offen

Möglicher Einfluss des Klimawandels auf zwei zeckenübertragenden Krankheitserreger

Es ist derzeit ebenfalls nicht eindeutig zu bewerten, ob eine erhöhte Zeckendichte auch mit einer erhöhten Erregerdichte (z. B. Borrelien, FSME-Viren) verbunden ist. Bei FSME-Viren legen aktuelle Kenntnisse nahe, dass eine Stärkere Vermehrung von Zecken mit einer stärkeren Ausbreitung der Viren verbunden sein kann. Dies liegt daran, dass das FSME-Virus von der mütterlichen Zecke auf die Nachkommen übertragen werden kann und nicht-infizierte Zecken sich in der unmittelbaren Nachbarschaft von infizierten Zecken anstecken können. Eine hohe Zeckendichte, sowie mehr Generationen pro Jahr können daher für die Ausbreitung des FSME-Virus föderlich sein.

Die Vermehrung von Borrelien ist hingegen nach aktuellem Kenntnisstand stark von der Art des Wirtstieres der Zecken abhängig, weshalb der Einfluss des Klimawandels auf die entsprechenden Wirtstiere die zukünftige Borrelienverbreitung bestimmen kann. Dabei spielt die Zusammensetzung der Wirtstiere eine Rolle: Kleinsäuger wie Mäuse werden als geeignetere (kompetentere) Wirte für Borrelien angesehen als Füchse und Paarhufer, die vor allem den adulten Zecken als Nahungsquelle dienen.

  • Kilpatrick, A. M., and Coauthors, 2017: Lyme disease ecology in a changing world: consensus, uncertainty and critical gaps for improving control. Philos Trans R Soc Lond B Biol Sci, 372, 20160117, https://doi.org/10.1098/rstb.2016.0117.