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Hitzeaktionsplanung
Hitzeextreme werden zunehmend auch in Deutschland und in Rheinland-Pfalz zu einem Problem, da durch sie Menschen erkranken und sogar sterben können. Durch den Klimawandel ist mit einer Zunahme der Intensität und Häufigkeit von Hitzeextremen zu rechnen. In bebauten Gebieten verstärkt sich der Effekt durch hohe Wärmeaufnahme befestigter Flächen, zusätzliche Wärmequellen, geringe Kaltluftbildung sowie aufgrund schlechter Durchlüftung. Bestimmte Personengruppen sind besonders vulnerabel gegenüber Hitze. Die erhöhte Vulnerabilität kann aufgrund ihres Alters, ihrer Beeinträchtigungen, ihrer Lebenslage oder weil sie nicht hinreichend in der Lage sind, sich an Hitze anzupassen, entstehen. Diese Personengruppen gilt es, im Rahmen eines Hitzeaktionsplans (HAP) besonders zu schützen, mit dem Ziel, die Anzahl hitzebedingter Krankheiten und Todesfälle zu verringern.
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Vorbereitung
Zur Erarbeitung eines Hitzeaktionsplans sind einige Vorbereitungen und übergeordnete Maßnahmen wichtig. Diese betreffen in erster Linie die Auswahl der Beteiligten und gute Formen der Zusammenarbeit, das finanzielle Budget sowie eine gute Datengrundlage.

Bilde eine Arbeitsgruppe aus zentralen Abteilungen und Institutionen aus dem Gesundheits-, Sozial- und Stadtplanungsbereich, z. B. in Anlehnung an die Vorgehensweise in Würzburg (s. Abb.) oder in Anlehnung an Worms:
- Umweltschutz und Landwirtschaft
- Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
- Brand- und Katastrophenschutz
- Schulverwaltung
- Fachstelle für Senioren und Inklusion
- Stadtentwicklung (Integration und Migration)
- Entsorgungs- und Baubetrieb / zentrale Dienste
- Gesundheitsamt Alzey-Worms
- Klinikum Worms

Bilde Kooperationen mit weiteren Akteuren zur Unterstützung, Multiplikation und Aufgabenteilung aus z.B.:
- Gesundheitsbereich: Ärzteschaft, Ärztekammer, Hausärzteverband, Kassenärztliche Vereinigung, Klinikum, Hilfsdienste, Pflegeheime, Altenheime, Gesundheitsamt, mobile Pflegedienste, Hebammen, Kinderkliniken, Lebenshilfe, Beratungsstellen, Apotheken
- Einrichtungen für Kinder: Kindergärten, Schulen
- weitere Institutionen: Landesämter, Berufsgenossenschaften, Kammern, Verbände, (Sport-)Vereine, organisierte Freizeitangebote, Ehrenämter, Kirchengemeinden, Ortsverwaltungen, kommunale Beteiligte aus unterschiedlichen Bereichen, Katastrophenschutz, Bauträger*innen, Betriebe, Wohnungsbaugesellschaften

Für die Umsetzung des HAP wird ein jährliches Budget benötigt, um den Betrieb der Strukturen und die Umsetzung von Maßnahmen zu ermöglichen. Die Erarbeitung eines HAP kann ggf. über Förderprogramme zur Erstellung von Anpassungskonzepten mitfinanziert werden (Stand Juni 2024).
Förderprogamm | Fördermittelgeber | Anmerkungen |
---|---|---|
BMUV | Für Kommunen, unter Vorbehalt eines erneuten Förderaufrufs | |
BBSR | Für Kommunen, unter Vorbehalt eines erneuten Förderaufrufs | |
BMUV | Für soziale Einrichtungen, unter Vorbehalt eines erneuten Förderaufrufs | |
MdI RLP |
|

Das RLP-KfK bereitet Daten zu Klimasignalen und Klimawirkungen regelmäßig auf und erstellt passende Visualisierungen. Die eigene Webseite klimawandel.rlp.de bündelt dabei Informationen und Visualisierungen und macht sie allgemein verfügbar. Hier sind umfangreiche und aktuelle Informationen zu den Themen Klimawandel, Klimawandelfolgen und Anpassung in Rheinland-Pfalz selektiert, aufbereitet und dargestellt. Visualisierungen zu beobachtbaren Klimaveränderungen sowie möglichen Klimaentwicklungen der Zukunft können im Klimadaten-Tool interaktiv regionalspezifisch ausgewertet und abgerufen werden. Ein ergänzendes Angebot sind regionale Klimasteckbriefe mit den wichtigsten Klimadaten für alle Landkreise und kreisfreien Städte in Rheinland-Pfalz. In den Kartenwerken Klimaanpassung des LfU werden Ihnen Karten auf kommunaler Ebene mit Kaltluftbahnen, Cold-Hot-Spots und Klimatopkarten angeboten.

Stellen Sie weitere hilfreiche Daten zusammen, insbesondere Sozialdaten (z. B. Dichte der Hochaltrigen, Kleinkinder, Menschen mit geringem Einkommen, Obdachlose, Draußen Arbeitende) sowie bestehende Entlastungsräume (z. B. Grünflächen, kühle Räume), um die Vulnerabilität innerhalb ihrer Kommune einschätzen zu können. Je höher die Auflösung dieser Daten, um so besser. Es ist aber auch mit Sozialdaten in gröberer Auflösung möglich, wie beispielsweise auf Ebene statistischer Bezirke (vgl. Worms) oder Stadtteilebene (vgl. Ingelheim).

Gemäß der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (aufgegriffen in den „Handlungsempfehlungen für die Erstellung von Hitzeaktionsplänen zum Schutz der menschlichen Gesundheit“ der Bund-Länder Ad-hoc-Arbeitsgruppe „Gesundheitliche Anpassung an die Folgen des Klimawandels“ [GAK] im Jahr 2017) sollte langfristig ein Monitoring der gesundheitlichen Folgen durch Hitze erfolgen und Hitzeschutzmaßnahmen evaluiert werden. So kann z. B. die Krankheitslast über die Anzahl der Notfalleinweisungen in örtliche Krankenhäuser erfasst werden (vgl. Projekt NoWoHit).
Weiterhin können Bedarfe bzw. die Annahme von Angeboten erfasst und ausgewertet werden (z. B. die Nutzung von Angeboten zur Abkühlung oder die Anzahl der Personen mit Betreuungsbedarf).
Die Wirkung von Maßnahmen zur Verbesserung des Stadtklimas kann ebenfalls ausgewertet werden, sofern Stadtklimaanalysen vorliegen, die vor der Maßnahmenumsetzung erstellt wurden. Dies ist beispielsweise ein Element im derzeit laufenden Projekt „Fit for Climate Future“ in Ludwigshafen.
Beispiele von Hitzeaktionsplänen
Hauptstrategien zum Schutz der Bevölkerung
Um Menschen vor Hitze zu schützen, können bereits kleine, schnell umsetzbare Maßnahmen wirkungsvoll sein (wie z.B. die Bereitstellung von Trinkwasser). Sie sind ein erster wichtiger Schritt zur Sensibilisierung. Zur effektiven Minderung der Gefährdung bzw. negativer Auswirkungen sollte aber konzeptionell vorgegangen werden, da die Hitzeaktionsplanung als Querschnittsthema die Zusammenarbeit vieler Beteiligten bedarf. Dabei sind drei Strategien zentral:
Hitze und Hitzewellen
Aufbereitung der beobachteten und erwarteten Veränderung von Hitze und Hitzewellen im Zuge des Klimawandels.
Hitzemortalität
Hitze schlägt sich besonders auf die Gesundheit vulnerabler Gruppen nieder.
Hitze- und Trockenstress
Nicht nur wir Menschen leider unter der zunehmenden Hitze. In Zusammenhang mit vermehrten Trockenperioden, leiden auch unsere Wälder.
Hitzewarnung
Hitzewarnungen werden herausgegeben, wenn eine starke Wärmebelastung vorhergesagt wird und keine ausreichende nächtliche Auskühlung herrscht
Klimatische Änderung
Aufbereitung der Klimasignale für das Bundesland, die Naturräume und Landkreise.