Eignungskarten unterschiedlicher Baumarten
Gefährdung heimischer Baumarten auf Grund des Klimawandels
Die Wälder in Rheinland-Pfalz sind bereits deutlich durch den Klimawandel in Mitleidenschaft gezogen worden, ganz besonders durch die trockenen Jahre 2018, 2019, 2020 und 2022. Zukünftige Projektionen der Hitze und Trockenheit zeigen eine weitere Verstärkung klimawandelbedingter Extremereignisse. Es sind gerade die alten, hohen Bäume, die von Hitze- und Trockenstress besonders gezeichnet sind oder vom Sturm umgeworfen werden. Die Hoffnung für die Zukunft liegt im Baumnachwuchs. Jedoch ist nicht jede Baumart gleich gut für eine zukünftige Waldentwicklung geeignet. Bereits in den letzten Jahren durchgeführte Forschung kann aufzeigen, welche Baumarten vom Klimawandel besonders bedroht sind und welche Baumarten sich für eine Waldverjüngung besser eignen. Dabei wird nicht nur auf bereits heimische Baumarten zurückgegriffen, sondern auch ein Augenmerk auf ergänzende, in Europa beheimatete Baumarten gelegt. Diese Erweiterung des Baumartenspektrums fördert die Anpassungsfähigkeit unserer Wälder im Klimastress.
Bestimmung der klimatischen Eignung
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Auf Basis von klimatischen Beobachtungs- und Projektionsdaten wurden für 48 Baumarten (26 heimische, 6 eingeführte und 16 ergänzende Baumarten) klimatische Eignungskarten erstellt. Diese können regionale Unterschiede in der klimatischen Eignung in der nahen (2021-2050) und fernen Zukunft (2070-2099) aufzeigen. Dafür wurden 13 klimatische Kenngrößen basierend auf Temperatur und Niederschlag für das jeweilige Verbreitungsgebiet einer Baumart ermittelt und zu 16 Klimahüllen kombiniert. Eine Klimahülle beschreibt dabei den momentan anzutreffenden Wertebereich zweier ausgewählter Kenngrößen für das Verbreitungsgebiet einer Baumart, sozusagen dessen Wohlfühlbereich. Beispielhaft ist hier eine Klimahülle für das Verbreitungsgebiet der Rotbuche (Fagus-sylvatica) dargestellt. Sowohl die Beobachtung als auch die Projektion liegen beinahe komplett im grünen Kernverbreitungsgebiet der Klimahülle. Basierend auf diesen Überschneidungen wird eine klimatische Eignung in vier Kategorien abgeschätzt, von sehr gut bis gering.
Welche Baumarten sind besonders geeignet?

Die klimatische Eignung der Rotbuche ist hier nun für die Beobachtung (1986-2015, links), die nahe Zukunft (Mitte) und die ferne Zukunft (rechts; beides im RCP8.5 "Hochemissionsszenario") abgeschätzt. Die klimatische Eignung wird in der Vergangenheit, sowie in der nahen Zukunft für ganz Rheinland-Pfalz als sehr gut abgeschätzt. Erst in der fernen Zukunft schwächt sich die klimatische Eignung, besonders entlang der Flusstäler ab. Ganz besonders innerhalb der Oberrheinischen Tiefebene sinkt die klimatische Eignung sogar bis auf "gering" ab. Damit ist die Rotbuche nicht als besonders resilient eingestuft.
Jedoch sind laut der Eignungskarten folgende Baumarten in Zukunft besonders resilient gegenüber dem Klimawandel:
- Edelkastanie
- Südlicher Zürgelbaum
- Mannaesche
- Zerreiche
- Flaumeiche
- Französischer Ahorn
Außerhalb des Oberrheingrabens kann das Spektrum der geeigneten Baumarten um folgende Baumarten erweitert werden:
- Baumhasel
- Italienischer Ahorn
- Bulgarische Tanne
- Atlaszeder
- Libanonzeder
Bitte beachten Sie, dass der Datensatz für die Rotbuche und die Douglasie aufgrund des reduzierten Vorkommens in Europa am wenigsten belastbar ist. Eine detaillierte Beschreibung der Klimaeignungskarten der erweiterten Baumarten sowie der Methodik entnehmen Sie bitte dem "Artensteckbrief: ergänzende Baumarten in Rheinland-Pfalz".
Übersicht der Klimaeignungskarten
Weitere Forschung nötig
Die hier vorgenommene klimatische Eignungsbewertung kann aus verschiedenen Gründen lediglich eine Orientierung zum aktuellen und zukünftigen Einfluss des Klimas auf die Lebensfähigkeit und Wuchsmöglichkeiten einer Baumart geben. Um die Aussagekraft der Auswertung zu erhöhen, wäre es besonders wünschenswert, die Parameter der Klimahüllen zu erweitern, so z.B. um den Bodenwassergehalt, Maximumtemperaturen, Vegetationslängen und Spätfrostzeitpunkte. Diese Informationen hat der verwendete Datensatz jedoch nicht hergegeben. Weitere Forschung dazu findet an der FAWF innerhalb der Projekte MultiRiskSuit und Klimawald2100 statt. Auch die Auswertung für die Rotbuche und die Douglasie wird in diesem Zuge erweitert und verbessert.
Anmerkungen
- Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen
- FAWF
Verwendete Datensätze:
- WorldClim 2.0 | 1kmx1km | Klimahüllen
- European Atlas of Forest Tree Species (EAFTS) und EUFORGEN | Polygone | Klimahüllen
- HYRAS | 5km x 5km | beobachtetes Klima Rheinland-Pfalz
- BLFG-Ensemble | 10km x 10km | zukünftiges Klima Rheinland-Pfalz
Ansprechperson am RLP-KfK
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Forstwissenschaftler
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